Landschaftspflege
Ziel der Landschaftspflege ist es, einzigartige Natur- und Kulturlandschaft im Landkreis Diepholz zu erhalten und zu entwickeln. An folgenden Beispielen möchten wir Ihnen unsere Arbeit hierzu erläutern.
Biotoppflege
Durch Biotoppflege werden Landschaftsformen erhalten, die sich sonst über die natürliche Besiedlung mit Gehölzen bewalden würden. Vor der Besiedlung und Nutzung der Landschaft durch den Menschen haben Wildrinder wie Auerochse, Wisent und Wildpferd waldfreie Lichtungen geschaffen. Der Wechsel von bewaldeten und offenen Landschaften erhöht die Artenvielfalt und bereichert das Landschaftsbild. Es handelt sich dabei um Lebensstätten von licht- und wärmebedürftigen Pflanzen- und Tierarten. Einige davon sind selten und stehen in den „Roten Listen“ der vom Aussterben bedrohten Arten.
Im Landkreis Diepholz gibt es eine Reihe von Biotoptypen, die durch Pflege erhalten werden müssen; als Beispiele sind zu nennen.
Hochmoore, Heiden und Magerrasen
Durch Schafbeweidung und Maschineneinsatz wird die Ausbreitung der Moorbirke verhindert. Kleinflächiges punktuelles Flämmen im Winter drängt trockene unerwünschte Vegetation (z.B.Bentgras) zurück und verjüngt überalterte Heidebestände
Stillgelegte Sandgruben
Auf grundwasserbeeinflussten Standorten können diese Lebensraum für Lungen- und Fadenenzian sowie die Kreuzkröte sein. Grundwasserferne Bereiche(z.B. Böschungsbereichen) bieten seltenen Trockenrasengesellschaften Ansiedlungsmöglichkeiten. Auch hier sind immer wieder Maßnahmen (z.B. Entfernen von schattenwerfenden Pflanzen) erforderlich, um die Lebensbedingungen für diese seltenen Arten zu sichern.
Feuchtgrünland
In der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft ist das Feuchtgrünland für den Naturschutz von besonderem Wert. Feuchtgrünland befindet sich in den Niederungen auf Grund- und Stauwasser beeinflussten Böden. Im Landkreis Diepholz sind es vor allem Hoch- und Niedermoorböden sowie staunasse Mineral- und Marschböden. Ehemals war das Feuchtgrünland in der Diepholzer Moorniederung, in den Bachtälern der Syker Geest und in der Wesermarsch weit verbreitet. Durch intensive Meliorationsmaßnahmen wie Tiefumbruch und Dränung sind in den letzten fünfzig Jahren viele Feuchtgrünlandparzellen zu Ackerflächen umgewandelt worden. Aufgrund des rapiden Rückganges dieser Nutzungsform versucht der Naturschutz die noch verbliebenen Standorte zu erhalten. Im Niedersächsischen Naturschutzgesetz werden besonders seltene Ausprägungen von Feuchtgrünland unter Schutz gestellt. Förderprogramme der Europäischen Union und des Landes Niedersachsen sollen den Bewirtschaftern helfen, das Feuchtgrünland weiter landwirtschaftlich zu nutzen.
Unter dem Begriff „Feuchtgrünland“ werden je nach Bodenart, Feuchtigkeitsgrad und Nutzungsart verschiedene Formen zusammen gefasst. So sind die seggen-, binsen- und hochstaudenreichen Nasswiesen Lebensräume seltener Pflanzenarten, wie zum Beispiel für das gefleckte Knabenkraut, einer Orchideenart. Die durch Beweidung und Mahd kurzrasig gehaltenen Feuchtwiesen sind Brut- und Nahrungsbiotope der Wiesenvögel, wie Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel und Großer Brachvogel. Für viele nordische Vogelarten bilden die Feuchtwiesen wichtige Rastgebiete. Bedeutsame Feuchtgrünlandgebiete im Landkreis Diepholz sind das Ochsenmoor südlich des Dümmers, das Boller Moor nördlich von Diepholz und die Bleckriede bei Ströhen. Ein typischer Bewohner in der Umgebung von Feuchtwiesen ist der Weißstorch, der nach jahrelanger Abwesenheit am Schäferhof im Ochsenmoor wieder brütet.
Kopfweidenpflege
Kopfweiden sind Bestandteile einer vielfältigen gewachsenen Kulturlandschaft. Ihre Nutzung und Pflege war in den vergangenen Jahrhunderten wesentlich ausgeprägter als heute. Daneben haben alte Kopfweiden auch eine große Bedeutung für den Artenschutz. In ihnen entwickeln sich über Jahrzehnte Höhlen und Totholz-Strukturen, auf die z.B. Höhlenbrüter wie der Waldkauz und spezielle Insektenarten angewiesen sind. Werden die Zweige nicht regelmäßig geschnitten (geschneitelt), verdicken sie zu sehr und brechen aus dem Hauptstamm aus. Dadurch können sie den Baum zerstören. Diese speziellen Lebensräume gilt es zu erhalten bzw. durch Pflegemaßnahmen zielgerichtet zu entwickeln.
Der Südteil des Landkreises Diepholz besteht überwiegend aus dem Naturraum „Diepholzer Moorniederung“. Innerhalb dieser Niederung befinden sich nach der geologischen Definition rund 14.000 ha Hochmoorflächen. Das entspricht 7 % der Fläche des gesamten Landkreises Diepholz. Die Hochmoore der Diepholzer Moorniederung sind in der Nacheiszeit entstanden und werden auch „Regenwassermoore“ genannt, weil sie nur vom Regenwasser gespeist werden. Hochmoore sind äußerst nährstoffarm und baumfrei. Diese extremen Standorte bieten nur speziellen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Die wichtigste Pflanze des Hochmoores ist das Torfmoos.
Torfmoose besitzen Zellen, in denen sie Wasser speichern. Wenn Torfmoose eine Fläche wie einen Rasen bedecken, so wirkt dieser wie ein riesiger Schwamm, der mit Wasser voll gesogen ist. Das Torfmoos ist der eigentliche Moorbildner. Nur wenige andere Pflanzen vermögen hier zu wachsen. Torfmoose wachsen nach oben und sterben unten ab, wobei die Pflanzenteile sich im sauerstoffarmen Milieu nicht vollständig zersetzen, sondern sich ansammeln und damit den Torf bilden. Im Laufe der Zeit wird die Schicht dicker und das Hochmoor – daher der Name – wölbt sich immer mehr in die Höhe, wie ein Uhrglas.
Ein lebendes Hochmoor wächst in 1000 Jahren ca. 1 m hoch. Die anderen Pflanzen im Hochmoor sind sehr genügsam. Nur wenige Nährstoffe stehen zur Verfügung, daher bleiben einige Arten kleinwüchsig. Sie werden darum auch Zwergsträucher genannt. Dazu zählen Glockenheide, die Krähenbeere und die Rosmarinheide. Der Sonnentau sichert seine Ernährung durch das Einfangen von Insekten mit seinen klebrigen Blättern. Das zu den Sauergräsern zählende Wollgras gehört ebenfalls zu den Hochmoorpflanzen.
Höhere Tierarten gibt es in einem lebenden Hochmoor kaum. Vielmehr sind es die Insekten, die sich in spezialisierten Formen an das Moor angepasst haben. Neben vielen Spinnenarten sind es Libellen, wie die Hochmoor-Mosaikjungfer, oder Schmetterlinge, wie der sehr seltene Moosbeerenbläuling. In der Randzone des Moores, dort wo die Landschaft vielfältiger ist, mit Heiden, Tümpeln und Moorwald, leben Arten wie Moorfrosch, Schlingnatter und das Birkhuhn.
Der Mensch hat seit Jahrhunderten versucht, die für ihn lebensfeindlichen Moore zu nutzen. Von der Moorbrandkultur für den Anbau von Buchweizen, über das Torfstechen von Hand zur Gewinnung von Brennstoff bis zum industriellen Torfabbau zur Produktion von Gartenerden und Pflanzsubstraten.
Auch die Hochmoore im Landkreis Diepholz wurden in großem Umfang zerstört oder stark beeinträchtigt. Wird ein Hochmoor entwässert, dann ändern sich sehr schnell die Bedingungen dieses Biotopes. Infolge der Austrocknung wandern hochmoorfremde Pflanzen wie die Moorbirke ein. In wenigen Jahrzehnten entwickelt sich aus einem baumfreien Hochmoor ein Moorbirkenwald. Ohne Wasser wachsen keine Torfmoose, das Hochmoor stirbt und damit auch die meisten der dort lebenden Arten.
Seit den siebziger Jahren werden im Landkreis Diepholz die noch vorhandenen naturnahen Moorflächen geschützt und die gestörten Bereiche wieder vernässt.
Zum Schutz der Moore hat das Land Niedersachsen ein Moorschutzprogramm aufgestellt. Daraus resultiert die Unterschutzstellung von rund 9.600 ha Hochmoorfläche einschließlich Randzonen im Landkreis Diepholz als Naturschutzgebiet.
Das wichtigste Ziel ist es, wieder lebende Hochmoore zu entwickeln. Dafür ist es erforderlich, den Wasserstand anzuheben, sodass die Torfmoose wieder wachsen können.
Hochmoorschutz ist auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Das Kohlendioxid aus der Luft wird von den Torfmoosen zum Aufbau der organischen Substanz benötigt und in fester Form als Kohlenstoff eingelagert.
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