Viele Moore in Niedersachsen und im Landkreis Diepholz befinden sich ökologisch gesehen in schlechtem Zustand – zum einen durch die Entwässerung der Landschaft, zum anderen durch die zunehmend heißeren und trockeneren Sommermonate. Dabei ist Wasser im Moor der Schlüssel zum Erfolg.
„Moore sind im naturnahen Zustand sehr nasse Lebensräume und echte Multitalente“, meint Landrat Cord Bockhop. „Sie beheimaten eine Vielzahl an selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten und spielen als Kohlenstoffspeicher eine wichtige Rolle im Klimaschutz. Zudem dienen die Moore uns nicht nur als Erholungsraum, sondern tragen auch zur Abkühlung der lokalen Landschaft bei.“
„Die genaue Kenntnis über den Wasserhaushalt im Moor ist unverzichtbar, um den Ist-Zustand zu beschreiben“, erklärt Detlef Tänzer, Fachdienstleiter Kreisentwicklung. „Nur so können wir mögliche Ziel-Szenarien und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung ableiten.“ Aktuell lägen diese notwendigen Daten jedoch nicht flächendeckend vor und zudem nicht in der notwendigen Auflösung. Bisher sei ein aufwändiges manuelles Auslesen der Sensoren notwendig gewesen.
In Kooperation mit den Stadtwerken Huntetal möchte der Landkreis Diepholz nun durch den Aufbau eines LoRaWAN-Systems ein digitales Auslesen von Wasserstandsmessstellen in Echtzeit ermöglichen. „Das hat gleich mehrere Vorteile“, versichert Bockhop. „Durch das automatisierte Datenmanagement kann eine größere Menge an Messstellen installiert und ausgelesen werden.“ Dies sei mit der herkömmlichen, manuellen Methode nicht zu leisten.
„Außerdem können die Sensoren auch an schwer zugänglichen Stellen platziert werden, denn einmal installiert, sind nur noch seltene Kontroll- und Wartungsgänge notwendig“, ergänzt Tänzer. „Wir können die Daten sozusagen in Echtzeit auswerten. Auf diese Weise sind wir in der Lage, Situationen schneller zu beurteilen und die notwendigen Planungen bei Bedarf zu beschleunigen.“
Das LoRaWAN-Netz kann auch dort installiert werden, wo durch andere Übertragungssysteme (z.B. Mobilfunk) keine Konnektivität hergestellt werden kann. Die Stadtwerke Huntetal treten in dieser Kooperation als Netzbetreiber auf, die neben dem Netzaufbau für ihre eigenen Anwendungsfälle auch den zusätzlichen Bedarf durch den Landkreis Diepholz abdeckt. „In dieser Konstellation profitieren beide Partner vom gegenseitigen Austausch an Technologie- und Erfahrungswissen und einer effizienten Auslastung des Systems“, sagt Matthias Partetzke, Geschäftsführer der Stadtwerke Huntetal.
Die Übertragung von Daten zum Wasserstand im Moor ist lediglich der erste Anwendungsfall, der aktuell erprobt und ausgeweitet wird. In Zukunft sind weitere Anwendungen zum Beispiel zur Erhebung von Wetterdaten, zur Analyse der Wasserqualität oder zum Monitoring weiterer wassergebundener Lebensräume wie Fließ- und Stillgewässern denkbar.
(v.l.) Eckhard Hage (Leitung Technik Stadtwerke EVB Huntetal GmbH), Matthias Partetzke(Geschäftsführer Stadtwerke EVB Huntetal GmbH), Landrat Cord Bockhop und Detlef Tänzer (Detlef Tänzer, Fachdienstleiter Kreisentwicklung)© Landkreis Diepholz